Dissinformation: Degradierung einer Führungskraft

Gloria Becks Buch „Verbotene Rhetorik“ befasst sich mit Manipulationspraktiken, die bewusst oder unbewusst eingesetzt werden können, um persönliche Vorteile auf Kosten anderer zu erzielen. In diesem Fall werden persönliche Nachteile, wie Imageverlust oder der Verlust des beruflichen oder sozialen Status, als Kosten bezeichnet. Das Buch wurde uns als Teilnehmer eines Kurses von einem Dozenten empfohlen, um uns gegen Manipulationen zu schützen. Im Zuge meiner Tätigkeit als Dozent habe ich eine Weiterempfehlung vermieden, weil das Buch nach nur wenigen Seiten als Platzhalter in meinem Bücherregal gelandet ist und seit ca. 25 Jahren nicht weitergelesen wurde. Als ich heute zufällig einen Artikel auf LinkedIn entdeckt habe, der sich mit dem Thema Dissinformation befasste, musste ich mich erneut an das Buch im Bücherregal erinnern. Dieses Ereignis motivierte mich dazu, die Ausmaße der genannten Manipulationstechnik auf die Degradierung einer Führungskraft anzuwenden, weil dies in Ihrer Praxis möglich ist. Als Dissinformation bezeichnet man die absichtliche Verbreitung falscher oder irreführender Informationen, um das Ansehen einer Person zu schädigen. Die Art von Manipulation hat sowohl in der beruflichen als auch in der privaten Sphäre erhebliche Auswirkungen auf Personen als auch auf Unternehmen.
Ausgangssituation: Nehmen wir an, in einem Unternehmen gibt es einen Abteilungsleiter namens Herr Schmidt, dessen Führungsstil von einem Teil seines Teams als autoritär wahrgenommen wird. Einige unzufriedene Mitarbeiter beginnen, gezielt Dissinformation über ihn zu verbreiten, um sein Ansehen und seine Position zu destabilisieren. Da die Dissinformation ein kontinuierlicher Prozess ist, werde ich Ihnen die einzelnen Schritte erläutern und psychologisch untermalen.
Schritt 1: Identifikation und Übertreibung von Schwächen
Die Einführung der Dissinformation beginnt damit, dass die Mitarbeiter gezielt Fehler oder Schwächen von Herrn Schmidt identifizieren, die dann übertrieben oder aus dem Kontext gerissen dargestellt werden. Ein einmal nicht erfüllter Projektzeitplan kann als Beweis für seine mangelnden Fähigkeiten betrachtet werden.
Psychologischer Fakt: Hier kommt der „Bestätigungsbias“ ins Spiel, bei dem die Mitarbeiter Informationen suchen und hervorheben, die ihre verzerrten Meinungen über Schmidt unterstützen. Dadurch wird der Eindruck kultiviert, dass Schwächen systematisch sind, obwohl die Realität viel differenzierter ist.
Schritt 2: Verbreitung von Gerüchten und Falschinformationen
Einige Teammitglieder beginnen, abwertende Witze oder Kommentare über Herrn Schmidts Führungsstil zu machen, die leicht als Gerüchte ausgelegt werden können. Diese verzerrten Darstellungen könnten beispielsweise beinhalten, dass er bei Entscheidungen nur seine eigenen Interessen verfolgt und kein Teamplayer ist.
Psychologischer Fakt: Das „Gerüchtephänomen“ beschreibt, wie Informationen, die in einem sozialen Kontext geteilt werden, oft durch den Filter persönlicher Vorurteile und Emotionen erhitzt werden. Diese Gerüchte finden innerhalb des Teams Anklang und entziehen Schmidt die Unterstützung seiner Mitarbeiter.
Schritt 3: Schaffung eines negativen Narratives
Durch kontinuierliche Wiederholung beginnen diese Gerüchte, ein negatives Narrativ über Herrn Schmidt zu formen. Tatsächliche Erfolge von Herrn Schmidt werden ignoriert, während Misserfolge übertrieben und als Bestätigung seiner Unfähigkeit interpretiert werden. Es entwickelt sich eine Gruppendynamik, in der Dissinformation in das tägliche Arbeitsumfeld integriert wird.
Psychologischer Fakt: Hier spielt die „Konsensbildung“ eine Rolle; Mitarbeiter neigen dazu, ihre Meinungen an das soziale Umfeld auszurichten. Wenn viele über etwas Negatives sprechen, wird das Narrativ verstärkt und gilt als wahr, unabhängig von den tatsächlichen Fakten.
Schritt 4: Formelle Beschwerden und Interventionen
Mitarbeiter, die von den Gerüchten und einem negativen Bild über Herrn Schmidt überzeugt sind, beginnen, formelle Beschwerden beim Management einzureichen. Diese Beschwerden sind häufig eingekleidet in allgemeine Aussagen über die Teamdynamik und die Führungskompetenz von Schmidt, basierend auf den zuvor verbreiteten Informationen.
Psychologischer Fakt: Das „Framing“-Prinzip beeinflusst, wie die Informationen präsentiert werden. Indem man richtige Tatsachen in einen negativen Kontext setzt oder sie mit verzerrten Ereignissen verbindet, wird eine Sichtweise geschaffen, die das Management zu einer Intervention zwingt.
Schritt 5: Einfluss auf Managemententscheidungen
Die wiederholte Präsentation dieser Beschwerden und der negativen Narrative führt schließlich dazu, dass das Management Herrn Schmidt als ineffektiv wahrnimmt und die Entscheidung trifft, ihn von seiner Position zu entheben oder zu degradieren.
Psychologischer Fakt: Der „Zuschauereffekt“ tritt hier zum Tragen, wo die Entscheidungsträger durch die gesammelten Meinungen der Teammitglieder beeinflusst werden. Es wird angenommen, dass, wenn viele Menschen eine verzerrte Meinung debattieren, es sich um eine wahrhaftige Aussage handeln muss. Wie bei dem „Majoritätseffekt“ beeinflusst die verzerrte Information einer größeren Gruppe die Handlungen von Einzelpersonen oder kleineren Gruppen. In diesem Fall wird die Erreichung von Unternehmenszielen gefährdet.
Zusammenfassend visualisiert dieser Prozess der Dissinformation die gefährlichen Dynamiken, die in einem Team entstehen können, wenn Menschen gezielt Falschinformationen verbreiten, um ihre eigenen Interessen zu vertreten oder eine Person zu isolieren. Ein starkes und unterstützendes Arbeitsumfeld sollte auf Transparenz und offenen Kommunikationskanälen beruhen und Seminare zum Konfliktmanagement anbieten, um solche destruktiven Praktiken zu verhindern und den Zusammenhalt im Team zu stärken.
Wurden Sie in der Vergangenheit zum Opfer dieser Manipulationstechnik oder haben sich irrer Weise zu dieser Methode hinreisen lassen? Meistens wird diese Technik angewandt, um von den Schwächen des Initiators abzulenken oder seine irrationalen Entscheidungen zu verschleiern. Achten Sie bitte als Führungskraft darauf, wie emotional ein negatives Narrativ über eine Person an Sie herangetragen wird. Oft kaschieren sich persönliche Vorteile der Kläger, für die Sie nur ein Spielball sind. Besonders häufig entsteht das Phänomen, wenn verdeckte Motive hinter der Dissinformation stecken.
Versuchen Sie eine objektive Haltung einzunehmen und aus der Vogelperspektive sich die Frage zu stellen: „Wer hat den größten persönlichen Vorteil von meiner Handlung, in die ich geleitet worden bin? Wovon möchte die Person ablenken, um Konsequenzen für ihr Fehlverhalten zu umgehen?“
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