Manipulation oder Selbsttäuschung

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Manipulation oder Selbsttäuschung

Mai 1, 2025 Coaching Führungsstile Persönlichkeitsentwicklung 0

Menschen täuschen aus unterschiedlichen Gründen: um ihre sozialen Beziehungen zu schützen, um soziale Kontakte zu pflegen oder um materielle oder emotionale Vorteile zu erlangen. In der Psychologie wird angenommen, dass Täuschung evolutionäre Wurzeln hat und als Überlebensmechanismus fungiert. Die Selbsttäuschung ist ein weiteres interessantes Phänomen, bei dem Individuen sich selbst über ihre wahren Motive oder die Realität ihrer Situation in die Irre führen. Dies kann als Schutzmechanismus für kognitive Dissonanzen dienen oder das eigene Selbstbild verteidigen.

Die Selbsttäuschung unterscheidet sich grundlegend von der Manipulation, da sie sich typischerweise auf die Beeinflussung anderer bezieht. Allerdings gibt es einige Gemeinsamkeiten, die sich lohnt zu beleuchten.

1. Interne vs. externe Ausrichtung: Eine Selbsttäuschung ist ein interner Prozess, bei dem eine Person sich selbst von einer bestimmten Realität oder Wahrheit überzeugt, oft um emotionalen Schmerz oder kognitive Dissonanz zu kompensieren. Manipulation ist ein externer Prozess, bei dem versucht wird, andere zu beeinflussen oder zu überreden, um bestimmte Reaktionen oder Handlungen zu erzeugen.

Beispiel: Eine Führungskraft könnte sich selbst einreden, dass ein unterdurchschnittliches Geschäftsquartal ausschließlich auf äußere Marktfaktoren zurückzuführen ist, während interne Faktoren wie mangelnde Teamleistung oder schlechte Entscheidungsfindung ignoriert werden. Intern wird die Realität beschönigt, während die externen Erklärungen die Wahrnehmung der eigenen Rolle schützen.

2. Absicht und Bewusstsein: Bei der Selbsttäuschung besteht in der Regel kein bewusstes Bestreben, die eigene Realität zu verzerren; es kann sich um einen unbewussten Schutzmechanismus handeln. Der Abwehrmechanismus „Rationalisation“ verhindert unangenehme Ereignisse. Manipulation hingegen erfolgt oft bewusst und absichtsvoll, um eigene Interessen durchzusetzen.

Beispiel : Ein Manager, der glaubt, dass er bei schwierigen Entscheidungen stets die beste Wahl für das Team trifft, könnte unbewusst Nachrichten ablehnen oder übersehen, die das Gegenteil andeuten. Diese Form der Selbsttäuschung schützt ihn vor Selbstzweifeln und reduziert Stress, ist jedoch nicht als bewusster Versuch der Manipulation wahrzunehmen, sondern eher als unbewussten Prozess anzusehen.

3. Beeinflussung: Während Manipulation gezielte Taktiken einsetzt, um die Entscheidungen oder Wahrnehmungen anderer zu steuern, wirkt Selbsttäuschung hauptsächlich auf die eigene Wahrnehmung und das eigene Verhalten ein, was indirekt auch das Verhalten anderer beeinflussen kann.

Beispiel : Eine Führungskraft, die fest davon überzeugt ist, dass ihr Führungsstil ideal funktioniert, könnte unwillentlich ihre Teammitglieder beeinflussen, indem sie kritisches Feedback ignoriert oder ablehnt. Diese Selbsttäuschung kann zu einem Arbeitsumfeld führen, in dem sich Mitarbeiter nicht trauen, offen zu sprechen, aus Angst, abgelehnt zu werden.

4. Zweck: Die Selbsttäuschung kann sowohl zum psychologischen Schutz als auch zum Erhalt des Selbstwertgefühls beitragen. Bei Manipulation ist der Zweck eher strategischer Natur, um ein bestimmtes Ergebnis oder einen Vorteil zu erlangen.

Beispiel : Eine Führungskraft könnte sich selbst davon überzeugen, dass Mitarbeiterfluktuation darauf zurückzuführen ist, dass die Angestellten einfach nicht zum hohen Standard der Firma passen, anstatt sich mit der Möglichkeit auseinanderzusetzen, dass der Führungsstil oder die Unternehmenskultur verbessert werden müssen. Diese Art der Selbsttäuschung dient dem Zweck, die eigene Führung nicht in Frage stellen zu müssen, was komplizierte und möglicherweise unangenehme Veränderungen vermeiden hilft.

Selbsttäuschung ist primär ein Selbstschutzmechanismus und weniger eine Manipulation. Sie kann aber auch manipulative Elemente enthalten, insbesondere wenn verzerrte Ansichten die Interaktionen mit anderen beeinflussen. Eine bewusste Reflexion und das Streben nach Selbstkenntnis können dazu beitragen, die negativen Auswirkungen abzumildern und ein gesundes Maß an Selbsttäuschung zu bewahren.

 

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